Genau gezielt ist halb getroffen. Quelle: Dominik Rickli
Schiessen
Warum
die Ausländer beim Blick in die Seeländer Schützenhäuser staunen
Der
Schweizer Schiesssportverband mit seinen 2600 lokalen Vereinen feiert im August
das 200-jährige Bestehen. Im Seeland stehen die Türen von 28 Schützenhäusern
offen.
25.4.2024, 06:03 Uhr
Mit einem dreitägigen Fest feiert der Schweizer Schiesssportverband im August in Aarau seinen 200. Geburtstag. Zum Jubiläum erhoffen sich die rund 130 000 Schützinnen und Schützen, die Mitglied im Verband sind, eine Rekordbeteiligung am Eidgenössischen Feldschiessen im Mai und in diesen Tagen viel Interesse beim Tag der offenen Schützenhäuser, der zweimal stattfindet (13. und 20. April).
Mit mehr
als 2600 Vereinen von Gewehr-, Kleinkaliber- und Pistolenschützen stehen die
Schützen schweizweit knapp hinter dem Turnverband an zweiter Stelle. Die
meisten Mitglieder betreiben ihren Sport im lokalen Schützenhaus oder in einer
zentralen Schiessanlage. Am Samstag haben im Seeland die ersten 14
Schützenvereine das Publikum zum Besuch eingeladen.
Viel
Publikum oberhalb von Bözingen
Oberhalb von Bözingen hatten die Bieler Polizei-Bergschützen sowohl im Gewehr- als auch im Pistolenschützenhaus regen Besuch. Im 300-Meter-Gewehrstand liessen sich Freunde und eine ganze Familie in die Kunst des Schiesssports einweihen.
Weil in
Magglingen im nationalen Leistungszentrum der Schützen auch die Olympiasiegerin
Nina Christen und die Weltmeisterin Anja Senti wohnen und trainieren, sind die
Besuchenden auf den Sport aufmerksam geworden. «Sogar der Fotograf liess sich
zu einer Kostprobe motivieren», sagte Schützenmeister René Eschmann am Abend
schmunzelnd.
Ein
spontaner Vereinseintritt
Auch Edi Kerschbaumer als Seeländer Schützenpräsident berichtete zufrieden von vielen spannenden Gesprächen und gar einem spontanen Vereinseintritt. Gerade Gäste mit Wurzeln im Ausland wären immer wieder erstaunt über das Vertrauen der Regierung in ihre Bürgerinnen und Bürger.
«Ich habe
hier vernommen, dass die Schweizer seit 700 Jahren ihre eigenen Waffen und
Gewehre beschaffen und sogar daheim aufbewahren. Im benachbarten Ausland wäre
das unvorstellbar», sagte ein Gast aus dem deutschen Bundesland
Baden-Württemberg. Dabei durfte auch er hier – anders als beim Feldschiessen –
sein Talent aktiv testen. Ende Mai beim Feldschiessen sind Migrantinnen und
Migranten ausschliesslich mit einer Bewilligung zugelassen und erhalten die
Munition gratis zur Verfügung gestellt.
Blick nach
Diessbach
Am 20.
April werden weitere 14 Schützenhäuser ihre Türen öffnen. Die Veranstaltungen
sind auf der Website des Seeländischen
Schiesssportverbandes aufgelistet.
Die Ankündigungen an den Plakatwänden lassen insbesondere in
Diessbach ein Volksfest erwarten. Von 9 bis 16 Uhr geben die Diessbacher
Einblick in den Jungschützenkurs, einem der erfolgreichsten im Kanton. Auch die
Aktivschützen trainieren für die Gruppenmeisterschaft oder auf der B4-Scheibe
für das Feldschiessen. Die Schützenmeister stehen gerne Rede und Antwort zu
allen Fragen rund um den Schiesssport in allen Disziplinen.
Dank des betreuten Schiessens für die Besuchenden und der Rangverkündigung
am Abend hoffen die Organisatoren um Präsident René Häni auf viel Betrieb in
der Festwirtschaft.
Auch in
den anderen Schützenhäusern gibt es mehr als nur einen Einblick zu erleben.
Einfache Einführungen mit den Schützenmeistern stehen ebenso auf dem Programm
wie Informationen und die Pflege der Geselligkeit in der Schützenstube. «Wir
können am Samstag mit dem Sturmgewehr 90 als Leihgewehr die Pflege und die
Besonderheiten dieses Sportgeräts im Unterschied zum bisher benutzen Karabiner
wiederholen», sagt Simon Heuer mit Blick auf seinen ersten präsidialen Einsatz
im Studener Keltenweg.
Augen
schliessen, Rauchen verboten
«Im
Schützenhaus hat die Sicherheit jederzeit und überall erste Priorität»,
wiederholen die Jungschützenleiterinnen und Schützenmeister den wichtigsten
Leitgedanken. Das gilt natürlich auch am Tag der offenen Schützenhäuser.
Mit einem Schmunzeln nimmt die heutige Sportlergeneration zur
Kenntnis, dass vor 200 Jahren beim ersten Eidgenössischen Schützenfest in Aarau
beim Laden der Vorderlader-Gewehre mit Schwarzpulver das Rauchen nach etlichen
Unfällen verboten wurde. Auch hätten, so wird berichtet, die Schützen zum
Schutz gegen die Stichflamme am Steinschloss, dem Auslösemechanismus der Waffe,
die Augen beim Abfeuern geschlossen.
Stolz
sind die aktiven Verbandsmitglieder darauf, dass ihre Gründer mit dem liberalen
Engagement vor 200 Jahren heute als Wegbereiter der modernen Schweiz anerkannt
sind. Und noch mehr freuen sich darüber, wenn ihr Bemühen um Sicherheit in den
Suva-Statistiken ihren Niederschlag als unfallfreie Sportart findet. Dazu
gelten die Präzision von Auge und die koordinierte Feinmotorik am Abzug, die
mentale Stärke samt Konzentrationsfähigkeit und die Impulskontrolle gepaart mit
Fitness bis ins hohe Alter als Gütesiegel des Schiesssports.
Info: Alle Anlässe unter https://seelandschuetzen.ch, alle Infos
zur Jubiläumsfeier unter https://ssv200.ch
ganzer Text mit vielen Bildern unter Ajour - Bieler Tagblatt